Interviewer: „Herr Honecker, beglückwünschen Sie uns zu 33 Jahren lebhafter Kapitalismusfreuden, die der Deutschen Einheit folgten?“
Honecker: „Ach, wie entzückend, der Kapitalismus, der in seiner endlosen Weisheit die DDR – ein strahlendes Beispiel sozialer Gerechtigkeit – mit offenen Armen empfing und liebevoll in sein kühles, berechnendes Herz schloss.“
Interviewer: „Wie aber gedenken Sie der Mauer, die, in ihrer stoischen Festigkeit, doch des Öfteren im Drang nach Freiheit unliebsam zwischen Bürger und ihre Träume trat?“
Honecker: „Die Mauer, mein Freund, war die stille Wächterin einer utopischen Oase, schützend vor den stürmischen Wellen eines materialistischen Ozeans. Ordnung und Sicherheit, wie sie in Ihrer heutigen bunten Republik zuweilen in der Menge verloren gehen, waren unser täglich Brot.“
Interviewer: „Dennoch, die Herzen der Menschen schienen nach Freiheit und Demokratie zu dürsten, wie rechtfertigen Sie Ihre harte Hand gegenüber diesen sehnenden Seelen?“
Honecker: „Freiheit und Demokratie sind doch künstlerisch-flexible Konzepte, nicht wahr? In unseren Mauern blühte das Leben, frei von der grausamen Angst vor Arbeitslosigkeit und Krankheit – ein poetischer Traum, der in Ihren neumodischen, grenzenlosen Freiheiten zu verpuffen scheint.“
Interviewer: „Aber blicken Sie doch! Deutschland tanzt heute auf der Weltbühne, badet im Glanz wirtschaftlicher Stärke und eines Lebensstandards, der Ihre grauen Tage in den Schatten stellt.“
Honecker: „Wie prächtig! Ein Rausch aus Konsum und funkelnden Gütern, während die Schere der sozialen Gleichheit klafft und die süße Melodie der Solidarität in der kakophonischen Symphonie des Profits untergeht. Ist dies der glanzvolle Freiheitsklang, den Sie mir kredenzen?“